Gotha/Suhl. (tlz) Die Existenzkrise der Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl wird immer dramatischer. Der Gothaer Kreistag lässt das Orchester in der Luft hängen und verschob eine Entscheidung zur weiteren Finanzierung. Statt des von vielen erhofften klaren Signals, wird nun zwischen Gotha und Suhl der Schwarze Peter hin- und hergeschoben, fürchten Fürsprecher des Orchesters. Denn: Weil nicht klar sei, ob Suhl im Kreis der Träger bleibe, könne jetzt nicht über eine Erhöhung des Gothaer Zuschusses abgestimmt werden, begründete die CDU ihren Antrag auf weitere Beratungen. In namentlicher Abstimmung fiel das Ergebnis mit 21:20 Stimmen knapp aus.
Geradezu grotesk: Das Land, das vor mehr als einem Jahr mit der Androhung des kompletten Rückzugs die Krise ausgelöst hatte, ist nun der einzige Träger, der bereits eine Finanzierungsvereinbarung unterschrieben hat. Wenn auch nur über 800 000 Euro plus 350 000 Euro für eine Kooperation mit Erfurt.
Das ist deutlich weniger als bisher, aber dafür hat die Stadt Gotha eine Erhöhung ihres jährlichen Anteils auf 500 000 Euro signalisiert. Mit einem stärkeren Engagement des Gothaer Kreises und weiteren 500 000 Euro aus Suhl sollte die Philharmonie gerettet werden. Das gerät nun in Frage, denn in Suhl steht die eigentlich schon gegebene Zusage für die Jahre 2009 bis 2012 auf der Kippe, und Gothas Kreistag wartet ab. Erschwerend kommt hinzu: Schon jetzt lebt das Orchester von geborgter Zeit - die Entscheidungen für 2009 bis 2012 hätten laut geltender Verträge bereits vor Monaten fallen müssen. Auch Verhandlungen über die konkrete Umsetzung der Kooperation mit dem Theater Erfurt oder Gastspiele ab 2009 sind unter diesen Vorzeichen sinnlos, statt dessen muss der Trägerverein ernsthafte Abwicklungsszenarien entwerfen.
So wird vielleicht Chefdirigent Alun Francis Ende 2008 nicht der einzige sein, der die Philharmonie verlässt. Er hatte kürzlich bekannt gegeben, auf eine Vertragsverlängerung zu verzichten. Er hatte das erst getan, als er glaubte, das Orchester sei gerettet. Wenige Tage später erweist sich das als Irrtum.
Von Oliver Bauer