Thüringer Landeszeitung , 7. September 2007
Suhls Finanzkrise löst Ängste aus

Gotha/Suhl. (tlz) Kaum gerettet, da droht die Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl erneut in eine schwere Krise zu schlingern. Die Stadt Suhl scheint finanziell am Ende, der parteilose Oberbürgermeister Jens Triebel soll empfohlen haben, gegen die Finanzierungsvereinbarung mit dem Förderverein der Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl zu stimmen. Das berichtete das Freie Wort in seiner gestrigen Ausgabe.
Mit anderen Worten: Der eigentlich bereits zugesagte jährliche Zuschuss von 500 000 Euro steht auf der Kippe, der Kulturausschuss der Stadt hat bislang kein Votum dazu abgegeben. "Das ist ein herber Schlag", kommentiert Bärbel Schreyer als Vorsitzende des Trägervereins die jüngste Entwicklung. Zwischen Gotha und Suhl glühten Freitag mehrfach die Telefonleitungen. So viel scheint klar: Die aktuellen Zahlungsvereinbarungen der Stadt Suhl gegenüber der Philharmonie werden eingehalten. Schreyer: "Da gibt es unterschriebene Verträge."
Wie es künftig - also ab Januar 2009 - aussieht, ist offen. "Ich hoffe, dass Suhl ein Konsolidierungskonzept auf die Beine kriegt." Die Finanzmisere der Stadt sei ja nicht erst seit gestern bekannt, und noch vergangene Woche habe der Vertreter der Stadt Suhl im Vorstand alle Beschlüsse mit gefasst - auch die zum Abschluss der Finanzierungsvereinbarungen mit den kommunalen Trägern.
Insofern will Schreyer erstmal abwarten, wie sich der Suhler Stadtrat positioniert. Zahlenspiele, wie eine Philharmonie ohne Suhler Beteiligung aussehen könnte, will sie jetzt nicht aufmachen. "Zahlen sind schnell gerechnet, aber hier hängen Menschen daran."
Dass mit einem nochmaligen Einschnitt um 500 000 Euro das Orchester definitiv ein anderes Gesicht bekäme, da stimmt Schreyer ebenso mit Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch überein, wie mit der Forderung nach einer schnellen Suhler Entscheidung.
Kreuch: "Wir dürfen Suhl jetzt nicht den Schwarzen Peter zuschieben." Die Stadt Suhl werde von ihrer Finanzkrise in einer Dramatik eingeholt, wie sie die Stadt Gotha Mitte der 1990er Jahre erlebt habe. Damals wussten sich die Gothaer Stadtväter nicht anders zu helfen, als zum Zeichen des Protests die Rathausuhr um "5 vor 12" stehen zu lassen und das Schlossportal zuzunageln.
Er fordere von seinem Amtskollegen Triebel, dass die Stadt Suhl eine rasche Entscheidung treffe und sich nicht mit Taktiererei über die Runden rette. Kreuch: Wenn die Stadt Suhl jetzt die Finanzierungsvereinbarung unterschreibe und dann ausschere, hieße das: "Die Kosten bleiben an Kreis und Stadt Gotha sowie dem Land hängen." Er glaube nicht, dass es Ansinnen der Stadt Suhl sei, so die finanziellen Spielräume der Stadt Gotha zu gefährden, sagt Kreuch.
"Wenn die Stadt Suhl nicht zahlen kann, dann muss sie es jetzt sagen. 500 000 Euro weniger - das sind zwölf Stellen, dann bleibt ein Orchester von 52 Musikern", rechnet Kreuch vor. Die Entscheidung müsse noch in diesem Jahr getroffen werden, so der OB.
Die Stadt Gotha habe gemeinsam mit dem Kreis erfolgreich einen harten Kampf für das Orchester geführt, die Ergebnisse wolle man nicht jetzt durch eine neuerliche Zitterpartie in Gefahr bringen.

07.09.2007   Von Oliver Bauer

 

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