Thüringer Allgemeine, 26. September 2007
TAcheles: Erleuchtet

Was für Leuchten. Sehr kultur- und traditionsbewusste Menschen, diese Abgeordneten des Suhler Stadtrates. Sie entzündeten, ehe sie Wichtiges berieten, eine Elisabeth-Kerze. Die Heilige, das war wohl die Hoffnung, möge ihnen Wahrheit und Weisheit einflößen. Mag sein, sie hatten wohl erwogen, dass Elisabeth eher als Vertreterin einer kargen Haushaltspolitik gilt und den schönen Spielen wenig gewogen war. Doch womöglich haben sie übersehen, dass Elisabeth der Selbstkasteiung zugeneigt war, wozu eine gewisse Kraft gehört. Was ihnen da spirituell eingeflüstert wurde, das war die Erkenntnis der Überflüssigkeit der Philharmonie. Suhl war einmal die kleinste und in gewisser Weise komischste Bezirksstadt der DDR und sie machen dort ganz den Eindruck, als wollten sie sich der Kontinuität dieses Rufes versichern. Leuchte, mein Suhl, leuchte. Und besser eine Kerze im Stadtrat als gar keinen Spaß.

Henryk GOLDBERG
26.09.2007   

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