SUHL – Mit Pfui- und Buhrufen reagierten gestern Abend empörte Konzertbesucher auf die Entscheidung des Stadtrates, aus der Finanzierung des Klangkörpers auszusteigen.Die Hiobsbotschaft hatte bei den meisten schon die Runde gemacht, nachdem sie als Spitzenmeldung im Rundfunk gelaufen war. Chefdirigent Alun Francis wandte sich vor Beethovens „Eroica“ an die 500 Zuhörer im Haus Philharmonie und versprach, dennoch nicht nur den Trauermarsch aus dem Werk zu intonieren, sondern „wir spielen mit aller Liebe für Sie, unser Publikum, diese Es-Dur Sinfonie bis zu Ende“.
Er erinnerte noch einmal an seinen Anfang als Chefdirigent 1996, als der Klangkörper von den Suhler Stadtpolitikern schon einmal schäbig behandelt und aus dem Haus Philharmonie hinausgetrieben worden war. Daraufhin wurden damals in den Kirchen und in der Diskothek „Fabrik“ in Zella-Mehlis beeindruckende Konzerte gegeben. Auch den ersten gemeinsamen Auftritt der Gothaer und Suhler Musiker habe er 1997 in der Hauptkirche dirigiert um zu zeigen, dass eine Fusion gelingen könne. Nun habe Suhl wieder den schwarzen Peter in der Hand. Der lasse sich nun aber nicht mehr an Kultusminister Goebel wegschieben, nachdem kürzlich doch eine weitere freistaatliche Förderung des Orchesters erkämpft worden war.
Trotz dieses für Suhls Musikleben schwarzen Tag erlebte das Publikum ein glänzendes Konzert zum Auftakt der neuen Saison, die nun, nach 54 Jahren Orchesterexistenz wohl die letzte sein dürfte. Als Solist begeisterte Linus Roth, der mit einer wunderbar frischen Interpretation von Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert überzeugte und sich für den riesigen Beifall mit einer Zugabe bedankte. Am Ende erwies ein minutenlang stehend applaudierendes Publikum den Musikern und Alun Francis seine Hochachtung. (kle)
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