Freies Wort Suhl, 22. September 2007
Eroica und ein Stern


Der Spielzeitauftakt der Thüringen-Philharmonie am 26. September steht wahrlich unter keinem guten Stern, obwohl er mit einem aufgehenden Stern am Musikerhimmel beginnt: dem Geiger Linus Roth. Am gleichen Abend entscheidet der Stadtrat darüber, ob dies die letzte Saison des Orchesters ist.
SUHL – Unglücklich erscheint auch die Wahl des Saales, denn diesmal findet das Konzert unverständlicherweise im Haus Philharmonie statt. Dort ist es seit dem Ausbau des Orchesterzimmers wahrlich nicht gut um die Akustik bestellt, was schon das Erlebnis des Mozart-Konzertes im vergangenen Dezember trübte.
Schade, denn das Programm, das Chefdirigent Alun Francis zusammengestellt hat, ist ein besonders schönes: Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte“, Mendelssohn Bartholdys berühmtes Violinkonzert und zum Abschluss Beethovens 3. Sinfonie. Zu anderen Zeiten hätte diese „Eroica“ in Suhl wohl eine ganz andere Botschaft verkünden können, als unter den jetzigen Umständen. Als ein Signal, um für das Orchester auf die Barrikaden zu gehen, werden es die Suhler nunmehr leider wohl kaum noch begreifen. Für die Musiker indes sollte es ein Ausdruck ihrer Souveränität, ihres Stolzes werden. Wer diese Sinfonie so gut spielt, wie die Thüringen-Philharmonie es vermag – und es dürfte mit Francis eine Aufführung von künstlerischem Nachdruck werden – der sollte eigentlich nicht um seine Daseinsberechtigung bangen müssen, sondern ermutigt werden in seinem künstlerischen Tun.
Dass es gelang, mit dem 30-jährigen Linus Roth einen exzellenten Geiger zu verpflichten, zeigt auch das Bemühen der Orchesterleitung, bei der Solistenwahl Akzente zu setzen. Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren Generation. Unlängst wurde er für seine Debüt-CD mit Sonaten von Brahms, Mendelssohn und Debussy, die beim Label EMI erschien, mit dem Echo-Klassik-Preis 2006 als „Bester Nachwuchskünstler 2006“ ausgezeichnet.
Gelobt werden Roths außergewöhnliche Klangkultur, die technische Brillanz und seine Stilsicherheit. Er gehörte zu jenen jungen Leuten, die von der Stiftung Anne Sophie Mutters fünf Jahre gefördert wurden. Man darf also gespannt sein auf seinen Auftritt. Ob der noch in ein paar Jahren hier, in der Provinz, bezahlbar wäre – selbst wenn die Philharmonie bliebe – darf bezweifelt werden, denn einem begnadeten Talent wie ihm stehen jetzt schon alle Tore offen. Linus Roth spielt übrigens eine Stradivari „Dancla“ aus dem Jahre 1703, eine Leihgabe der Landesbank Baden-Württemberg. (kle)
26. September, 20 Uhr Haus Philharmonie, Karten an der Tourist Information

 

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