Offene Briefe zum Erhalt der

Thüringen Philharmonie Gotha - Suhl

Reaktion der Bürgerinitiative
auf den Brief des mdr vom 6. Novmber 2007
 
[Brief im PDF-Format]
Dr. med. Eberhard Greiner
Galbergweg 22
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/28237
Gudrun Emberger
Schlichtenstr. 42a
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/855902
   

Herrn Hörfunkdirektor
Johann Michael Möller
Gerberstraße 2
06108 Halle


Sehr geehrter Herr Möller,
vielen Dank für Ihren Brief vom 06. 11. 2007
.
Inhaltlich war Ihre Antwort die zu erwartende Reaktion auf unseren Brief an Prof.Dr. Reiter, auch nur ein Funken von Solidarität, Kollegialität oder Anteilnahme am Geschehen um die Thüringer Kultur, speziell das Überleben der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl, ist darin nicht zu finden. Es ist für ein Orchester und seinfe Musiker schon ein Unterschied, ob man mit gesichertem Einkommen aus dem Vollen (Rundfunkgebühren plus Steuergelder ) schöpfen kann, oder ob man täglich Angst um seinen Platz am Notenpult haben muss.
Es liegt uns fern, über die Qualität der MDR-Konzerte, des MDR-Musiksommers zu urteilen bzw. die positive Resonanz beim Publikum in Frage zu stellen. Aber kultur- und traditionsfeindlichen Politikern der Stadt Suhl Argumente gegen das ortsansässige Orchester zu liefern, wie es der MDR getan hat, das ist eine andere Sache.
Termine haben Sie sicher mit der Stadt Suhl abgesprochen. Es bleibt aber festzustellen, dass mit dem Intendanten der Thüringen Philharmonie, Herrn Breuer, keine Gespräche oder Programmabsprachen stattgefunden haben.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Eberhard Greiner
Gudrun Emberger

 
[Brief im PDF-Format]
Antwortbrief des mdr
vom 6. November 2007
 

Sehr geehrte Frau Emberger
sehr geehrter Herr Dr. Greiner,

herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 18. Oktober 2007 an den Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks. Herr Professor Dr. Reiter hat mich gebeten, Ihnen zuständigkeitshalber zu antworten und dies möchte ich auch gern tun.
Das MDR Sinfonieorchester, der Chor und der Kinderchor des Mitteldeutschen Rundfunks sind seit 1992 mit Konzertreihen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zu Gast. Auch im MDR Musiksommer bereichern die Ensembles in den 3 Ländern das Kulturleben der Regionen.
Bei vielen Musiksommer-Konzerten in Suhl, Meinigen oder Schmalkalden war es der Wunsch des Publikums, auch in der Saison mit Konzerten nach Südthüringen zu kommen. Ein geeigneter Ort für groß-besetzte Orchesterkonzerte mit Chor ist das CCS in Suhl. So wurde bereits im Jahre 2005 eine Reihe von 4 Konzerten in der Saison 2007/2008 in Suhl geplant. Der branchenübliche frühe Zeitpunkt der Festlegungen zu diesen 4 Konzerten macht deutlich, dass kein Zusammenhang besteht zu aktuellen Ereignissen, wie dem Beschluss des Suhler Stadtrates, die in Gotha beheimatete Thüringen Philharmonie nicht weiter zu unterstützen.
Die Preise für die MDR Konzerte in Suhl sind mit 18,00 € in der 1. Kategorie und 15 € in der 2. Kategorie angemessen und unterscheiden sich nicht wesentlich von den Preisgruppen der Konzerte der Thüringen Philharmonie (12,50 € bis 18,00 €). Das Abonnement für 4 MDR Konzerte kostet 39,00 € und das teuerste Abonnement der Thüringen Philharmonie kostet für 10 Konzerte 135 €. Die MDR Konzerte werden vom Suhler Publikum gut angenommen und in Vorbereitung der Konzerte wurde auch von der Südthüringer Presse darauf verwiesen, dass diese 4 MDR Konzertprogramme als Ergänzung und Bereicherung zu dem bestehenden Kulturangebot der Stadt und der Region verstanden wird.
Die Termine und Programme wurden rechtzeitig ausgetauscht, um Überschneidungen bei den Konzertprogrammen zu vermeiden. Das wird auch in Zukunft vom MDR garantiert.
Mit freundlichen Grüßen

Johann Michael Möller

Protestbrief der Bürgerinitiative
vom 18. Oktober 2007
 
[Brief im PDF-Format]
Dr. med. Eberhard Greiner
Galbergweg 22
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/28237
Gudrun Emberger
Schlichtenstr. 42a
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/855902
 

An den                                                                                                        
Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks
Herrn Prof. Dr. Udo Reiter
Augustusplatz 9a
04109 Leipzig

 

Sehr geehrter Herr Intendant,

wie Sie wissen, kämpft die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl seit mehr als einem Jahr  – wieder einmal - um ihre Existenz: Die Landesregierung Thüringens hatte im Juli 2006 beschlossen, ihren Zuschuß ab 2009 auf Null zu fahren und die Thüringen Philharmonie damit plattzumachen, obwohl das Gothaer Orchester seit über 350 Jahren besteht und Spitzeneinspielergebnisse erzielt. Nach zähem Ringen, dank Bürgerprotesten und Solidaritätsbekundungen namhafter Orchester und Musiker konnte das Land dazu gebracht werden, doch weiterhin einen Zuschuß zu bewilligen. Er wird aber um ca. € 700 000 niedriger ausfallen als zuvor. Immerhin wollen Stadt und Landkreis Gotha ihre Beiträge erhöhen.

Nun hat aber der Stadtrat in Suhl beschlossen, seinen Zuschuß von € 500 000 ab 2009 gänzlich zu streichen. Zu diesem Beschluß dürfte beigetragen haben, daß das Sinfonieorchester des MDR seit dieser Spielzeit in Suhl eine Konzertreihe anbietet. Vormals im September 2005 im Schriftverkehr mit dem Intendanten der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl zugesagte Programmabsprachen haben nicht stattgefunden, so daß es mittlerweile zu Programmüberschneidungen im Repertoire klassischer Konzertangebote kommt. Und:  Die Konzerte des MDR werden zu billigsten Eintrittspreisen  - € 9,75 pro Konzert im Abonnement – angeboten. Warum auch nicht: Rundfunkgebühren und Steuergelder finanzieren ja das Orchester! Ist das aber der Sinn von Rundfunkgebühren, ein ortsansässiges Orchester vom Markt zu verdrängen?

Unser Orchester dagegen muß um seine allemal unzureichenden Zuschüsse bangen und wird, da ab 2009 rund € 1, 2 Mio an Zuschüssen fehlen, nach dem jetzigen Stand ca. 16 Musiker entlassen müssen, die wahrscheinlich keine Chancen auf eine Stelle mehr haben - wie der Arbeitsmarkt für Musiker derzeit aussieht, wissen Sie besser als wir. Der Leitung der MDR-Kulturabteilung und auch Ihnen hätte es gut angestanden, sich gegen den Thüringer Kulturkahlschlag der Landesregierung zu positionieren. 

Wir, die Sprecher der Bürgerinitiative Pro Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl, wüßten von Ihnen gern, ob Sie’s für kulturpolitisch richtig und den Aufgaben Ihres Rundfunks für angemessen halten, ohne Absprache dem ortsansässigen Orchester  Konkurrenz zu machen und den auf Einsparungen bedachten Kommunalpolitikern in Suhl einen wohlfeilen Vorwand zum Ausstieg zu geben, nämlich: was man denn wolle, für Klassische Musik in Suhl sei doch dank des MDR gesorgt. Verständnis für diese Politik des MDR können wir nicht aufbringen.

Mit freundlichen Grüßen
 

Dr. Eberhard Greiner                                                             Gudrun Emberger

Brief der Bürgerinitiative an
Ministerpräsident Dieter Althaus
 
[Brief im PDF-Format]
Dr. med. Eberhard Greiner
Galbergweg 22
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/28237
Gudrun Emberger
Schlichtenstr. 42a
99867 Gotha
Tel.: +49 (0) 3621/855902

An den
Ministerpräsidenten des
Freistaates Thüringen
Herrn Dieter Althaus
Thüringer Staatskanzlei
Regierungsstraße 73
99084 Erfurt

Gotha, den 14. Juni 2007

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

am 11. Juni 2007 fand eine Bürgerversammlung der Bürgerinititiative Pro Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl statt. Ca. 400 Bürger und Bürgerinnen aus Gotha und Suhl sind der Einladung gefolgt und haben engagiert für den Erhalt der Thüringen Philharmonie diskutiert und sich verärgert über die Kulturpolitik und das Fernbleiben eines Vertreters der Landesregierung gezeigt. Da das Einladungsschreiben an Sie vom 18. Mai 2007 und die Antwort vom 7. Juni 2007 verlesen wurde, kam man in der Diskussion zum Schluß, daß die Landesregierung den Bürgern und Bürgerinnen nicht Rede und Antwort stehen wollte und daß – da Sie keinen Vertreter benannt haben – wohl außer Ihnen kein Politiker oder Verantwortlicher im Ministerium in dieser Angelegenheit kompetent zu sein scheint.
Neben Stadtverordneten der beiden Städte waren Kreis- und Landtagsabgeordnete unter den Teilnehmern und Diskussionsrednern. Mit großer Verwunderung wurde jedoch festgestellt, daß keiner der vier CDU-Landtagsabgeordneten der Regionen Gotha und Suhl, die ja wiedergewählt werden wollen, anwesend war.

Zu Beginn der Versammlung positionierten sich die Städte Gotha und Suhl sowie der Landkreis Gotha eindeutig zum Erhalt der Thüringen Philharmonie und garantierten die weitere Finanzierung. Eine Erhöhung des Zuschusses wurde von der Stadt Gotha in Aussicht gestellt. Es wurde außerdem mitgeteilt, daß die von der Landesregierung angebotenen Gespräche mit dem Trägerverein der Thüringen Philharmonie und den kommunalen Geldgebern entweder ohne Ergebnis ausgegangen sind oder schlicht und einfach nicht stattgefunden haben. Man war sich einig, daß man in unserer Region, der es an industriellen Großinvestitionen mangelt, vor allem mit dem kulturellen Erbe und der Natur im „Grünen Herzen Deutschlands“ werben muß, um den Tourismus als Wirtschaftförderung anzukurbeln. Kein Unternehmen, kein Investor wird auch nur einen Euro investieren, wenn das kulturelle Umfeld (Schulen, Theater, Orchester, Museen, Bibliotheken) nicht stimmt.

Der Intendant der Thüringen Philharmonie, Hermann Breuer, brachte zum Ausdruck, daß schon jetzt dem Orchester ein immenser finanzieller Schaden ins Haus steht, da er auf Anfragen zu Konzerten im Jahr 2009 nicht verbindlich zusagen kann. Er und andere Redner betonten, welche Wertschätzung die Thüringen Philharmonie national und international genießt. Dies zeigte sich ja auch in den zahlreichen Solidaritätsadressen renommierter Künstler und Orchester, wie z.B. Placido Domingo, Daniel Barenboim oder Florian Uhlig, der Berliner Philharmoniker oder der Staatskapelle Dresden. Der künstlerische Rang des Klangkörpers spiegelt sich im übrigen nicht zuletzt in einem Einspielergebnis von 13,6 % des Etats, womit die Thüringen Philharmonie einen Spitzenplatz unter den deutschen Orchestern einnimmt.

Die menschliche Seite der drohenden Auflösung des Orchesters sprach Chefdirigent Prof. Dr. Alun Francis an. Ihn bedrücke es zu sehen, wie diesen hervorragenden Künstlern die Arbeitslosigkeit drohe. Andererseits bewundere er, wie sie dennoch in allen Proben und Konzerten in jeder Sekunde volle Konzentration und Leistungsfähigkeit zeigten.

Aus der Diskussion möchten wir einige Schwerpunkte herausgreifen und Ihnen zur Kenntnis bringen:

- Es wurde gefragt, ob die Thüringer Landesregierung mit zwei Zungen spreche. Wie vereinbaren sich die Kulturpolitik und die Streichpläne mit der Aussage des Ministers Reinholz im Lufthansa-Magazin oder des Ministers Goebel in der Broschüre des Kulturministeriums „ Kleiner Einblick in große Kultur“? In beiden Fällen wird die Thüringen Philharmonie ob ihrer Qualität und kulturellen Leistung gelobt. In dieser Broschüre heißt es auch, daß es gelte, die Vielfalt der Thüringer Theater und Orchester zu erhalten und zu pflegen. Warum sollen also ab 2009 sämtliche Landesmittel für die Thüringen Philharmonie gestrichen werden? Zumal es nach den – wie jetzt bekannt wurde – zu erwartenden 754 Mio € an Steuermehreinnahmen für die Streichung dieser Zuschüsse keinen finanziellen Grund mehr geben kann.

-  Warum bestraft man die Steuerzahler von Gotha und Suhl, indem man ihnen nimmt, was das Leben lebenswert macht, nämlich Kultur? Im übrigen ist sowohl im Einigungsvertrag als auch der Thüringer Landesverfassung das Recht auf Kultur verankert.

-  Wenn das Orchester stirbt, dann sterben auch die Chöre!

- Warum spricht der Ministerpräsident nicht endlich ein Machtwort für den Erhalt der Kultur in Thüringen und macht dem ganzen Spuk ein Ende? Bislang haben die Bürgerinnen und Bürger den Eindruck gewonnen, der Ministerpräsident und seine Regierung seien taub gegenüber den Argumenten der Bürger und drücken sich vor der Diskussion, obgleich der Ministerpräsident aus dem Wahlauftrag heraus Verantwortung gegenüber den Wahlbürgern hat. 

- Politik ist menschenverachtend, wenn Musiker nicht mehr ihre Instrumente spielen dürfen und damit nicht mehr Lebensfreude und Lebensqualität an andere vermitteln können.

- Von immenser pädagogischer Bedeutung ist die Arbeit der Thüringen Philharmonie für Kinder und Jugendliche. Wenn das Orchester stirbt, wird es diese Musikerziehung in den Schulen nicht mehr geben. Ein Verlust, der umso spürbarer werden wird, da Musiklehrer an Thüringer Schulen fehlen und somit ein qualifizierter Musik-Unterricht nicht gewährleistet  ist. In diesem Zusammenhang äußerte sich eine Dame aus Suhl ganz begeistert über die Musiker der Thüringen Philharmonie, die kürzlich bei der „Kinder-Kulturnacht in Suhl“ auf ganz hervorragende Weise bei den Kindern Verständnis für Musik geweckt und Kenntnis über Orchester-Instrumente vermittelt  haben. 

- Bezeichnend war auch die Äußerung eines 19jährigen jungen Mannes, der sich nicht traute öffentlich zu sprechen, aber uns gegenüber seine Meinung kundtat: Wenn die Politik so weiter gehe, werde es bald nur noch dümmliche alte Wahlbürger in Thüringen geben, die mit 10 Einkaufsmärkten abgespeist würden. Da es keine Arbeitsstellen gäbe, wandere die Jugend dann ab. Wörtlich: „Ich gehe in klassische Konzerte, ich brauche Kultur!“

 

Zugespitzt läßt sich die ganze Diskussion so zusammenfasssen:

Es gibt keine Argumente, die die Liquidierung der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl rechtfertigen. Von Seiten der Landesregierung wurde uns auch nie ein einziger Grund dafür genannt.

Für die Bürgerinititative Pro Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl sind die Ziele klar:

-  Erhaltung der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl, die sich auf eine Musiktradition seit 1651 (Gründung der Gothaer Hofkapelle) berufen kann

-  Erhaltung dieser musischen Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche

-  Erhaltung der Philharmonie als Standortfaktor für Wirtschaft und Tourismus

Wir fordern die Landesregierung auf, ihre Pläne, ab 2009 der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl keine Landesmittel mehr zu gewähren, zurückzunehmen, und fordern die von der Landesregierung angekündigte Gesprächsbereitschaft ein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Eberhard Greiner                       Gudrun Emberger

 

P. S.: Wir erlauben uns, dieses Schreiben auch an die Presse und den Vorstand der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl e.V. weiterzuleiten.  
 

Bilder der Bürgerversammlung vom 11. Juni:
 
Fotos: Wilfried Kahle www.gotha-info.de.
 

Brief der Unternehmer
im Südthüringer Raum an
Ministerpräsident Dieter Althaus

[Brief im PDF-Format]
 
Suhl, den 18. Juni 2007
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

die Unternehmer aus dem Gothaer Raum haben sich in einem Brief an Sie gewandt, sich für den Erhalt der Thüringen Philharmonie Gotha - Suhl einzusetzen. Als Vertreter der Wirtschaft im südthüringischen Raum unterstützen wir diese Initiative unserer Gothaer Kollegen.
Dafür haben wir gewichtige Grunde. Immer deutlicher wird, dass die Wirtschaft ein kulturelles Umfeld braucht, in dem sich Menschen geistig und psychisch regenerieren können. Wo diese „weichen" Standortkriterien ignoriert oder aus finanziellen Gründen vernachlässigt werden, wirkt sich das nachteilig auf die Wirtschaftskraft aus. Menschen können selbst auch in der Wirtschaft nur schöpferisch tätig sein, wenn sie geistig, psychisch und körperlich gesund sind und ihren Bedürfnissen auf diesen Gebieten entsprochen wird.
Dazu gehört auch die Musik, mit der in hervorragender Weise und hoher Qualität das kulturelle Umfeld von dem in seiner Existenz bedrohten Orchester der Thüringen Philharmonie Gotha - Suhl gestaltet wird. Das betrifft die Regionen Gotha und Suhl, aber darüber hinaus durch die Konzertreisen des Orchesters auch andere Bereiche in ganz Deutschland und dem Ausland.
Als der Freistaat Thüringen 1998 die Thüringen Philharmonie Suhl aufgelöst hat, haben sich in einem Trägerverein auch Unternehmer unserer Region zusammen gefunden, weil sie den Niedergang der Kultur als wirtschaftlich schädlich ansahen. Wir Unternehmer waren froh, dass mit der Fusion des Suhler und des Gothaer Orchesters das kulturelle Umfeld erhalten blieb. Sollen nach 10 Jahren diese Bemühungen umsonst gewesen sein?

Herr Ministerpräsident,

die Wirtschaft nimmt Schaden, wenn der gewiss notwendige Einsparungsdruck im Freistaat Thüringen dieses Orchester sterben lässt.
Das wirkt sich langfristig auch negativ auf die Höhe der Steuereinnahmen aus der Wirtschaft aus. Daran kann der Landesregierung nicht gelegen sein. Auch die Ansiedlung neuer Industriebereiche in unseren Regionen Gotha und Suhl erfordert ein funktionierendes kulturelles Umfeld für die Mitarbeiter und Leitungskräfte.
Wir haben in den zurückliegenden Jahren mit großer Freude feststellen können, dass die Thüringen Philharmonie Gotha - Suhl auch auf dem Gebiet der musischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit Erfolg Einfluss genommen hat. In der Wirtschaft merken wir deutlich, dass musisch gebildete Jugendliche eine wesentlich höhere Qualität in der Lehrausbildung erreichen.
Wir Unternehmer können auf diese Erziehungsarbeit des Orchesters nicht verzichten.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

bedenken Sie bitte, dass die relativ geringe Einsparung des Landeshaushaltes durch Wegfall der Zuschüsse für das Orchester von jährlich knapp 2 Millionen Euro sich langfristig auch negativ auf das gesamte gesellschaftliche Klima auswirkt. Was heute an Ausgaben für die musische Erziehung eingespart wird, muss in zehn Jahren in vielfacher Höhe für die Bekämpfung von Gewalttaten ausgegeben werden.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

wir bitten Sie, Ihre Entscheidung hinsichtlich der Existenz der Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl zu überdenken und sich im Sinne auch der Wirtschaft für die weitere Förderung des Orchesters einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Unternehmer im Südthüringer Raum

Barbara Wieczorek
Pfeifferstr. 12
99423 Weimar

[Brief im PDF-Format]
 
Weimar, den 14. Juni 2007

 

Leserbrief an die Zeitungen TA, TLZ und Freies Wort

Wie die Pläne des Landes Thüringen hinsichtlich des Zuschusses für die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl ab 2009 aussehen, weiß im Moment niemand. Fakt ist, dass am 20. Juni ein Gespräch der kommunalen Geldgeber und des Trägervereins mit den Vertretern des Landes geplant ist. Es bleibt stark zu hoffen, dass die Vertreter des Landes von der bisher nach außen vertretenen Position abrücken und auch ab 2009 Zuschüsse für das Orchester in mindestens der bisherigen Höhe zur Verfügung stellen.
Für die Regionen Gotha und Suhl entstünde durch die Auslöschung des Orchesters irreparabler Schaden in der Förderung von Kindern und Jugendlichen sowie in der Breitenkultur. Nahezu 60 mal im Jahr gestalten Musiker des Orchesters in verschiedenen Besetzungen unentgeltlich Musikstunden in den Schulen im Landkreis Gotha sowie in Suhl, ein Angebot, das ohne ortsansässiges Orchesters gänzlich wegbrechen würde, aus finanziellen ebenso wie aus organisatorischen Gründen. Auch die ortsansässigen Chöre, der Konzertchor Gotha, der Bachchor Gotha sowie die Suhler Singakademie veranstalten zahlreiche Konzerte mit der Philharmonie zusammen, die ohne ein ortsansässiges Orchester von den Chören selbst finanziert werden müssten und somit schlicht nicht bezahlbar wären. Wie der Leiter des Gothaer Konzertchores, Andreas Ketelhut, betont, ist ein Fortbestehen dieses Chores ohne Orchester nicht denkbar.
Gerade für junge Frauen stellt die Mitwirkung in einem Chor mit anspruchsvollen Programmen eine attraktive Möglichkeit der Freizeitgestaltung dar, und im Lichte der aktuellen Debatte um die Abwanderungsproblematik ist es offensichtlich, dass mit den Zuschüssen für die Thüringen Philharmonie auch in dieser Hinsicht investiert wird.
Auch eine kulturelle Einrichtung sollte, obgleich ein Orchester stets von Subventionen abhängig ist, wirtschaftlich effizient arbeiten. Die Thüringen Philharmonie tut dies bereits seit Jahren. Mit einem konstant hohen Einspielergebnis, 13.6 Prozent im letzten Jahr, steht sie deutschlandweit mit an der Spitze. Durch ein wohlabgestimmtes, zukunftsträchtiges Haustarifmodell ist auch innerbetrieblich eine beispiellos effiziente Verwendung der vorhandenen Subventionen erzielt worden.
Ebenso besteht seit mehreren Jahren eine sehr fruchtbare, problemlos funktionierende  Kooperation mit dem Theater Erfurt, im Rahmen derer bereits zahlreiche qualitativ herausragende Produktionen, wie Tannhäuser, Parsifal oder Rosenkavalier ermöglicht wurden. All diese Fakten belegen, dass eine Abwicklung des Orchesters einen hohen Schaden, auch über die Regionen Gotha und Suhl hinaus, nach sich ziehen würde.
Es gibt kein Orchester in Thüringen, das ein äußerst hohes technisches Niveau mit derart mitreißender Musizierfreude verbindet. Wer regelmäßig die zahlreichen Konzerte in der Region besucht oder das Orchester auf seinen Konzertreisen in großen Konzertsälen wie der Philharmonie Köln, der Alten Oper Frankfurt oder dem Münchner Gasteig hört, wird dem nur zustimmen können. Oder man denkt zurück an den Kulturmarathon in Suhl im Dezember letzten Jahres, als die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl mit Beethovens Neunter Sinfonie zeigte, welch herausragende Rolle sie in Thüringen spielt.
Eine für die Philharmonie positive Entscheidung sollte so schnell wie möglich gefällt werden, denn zahlreiche Konzertanfragen, die an das überregional stark gefragte Orchester bereits für das Jahr 2009 herangetragen wurden, warten darauf, zugesagt zu werden.

Barbara Wieczorek

 
[Brief im PDF-Format]
Berliner
Philharmoniker
    
Berlin, den 11. Juni 2007

Herrn
Dieter Althaus
Ministerpräsident des Landes Thüringen
Regierungsstraße 73
99084 Erfurt  

                                                                               
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
gestatten Sie, dass wir uns in einer uns alle berührenden und mit uns eng verbundenen Angelegenheit an Sie wenden.
Mit ungläubiger Verwunderung und tiefer Bestürzung haben wir von dem massiven Kulturabbau in dem so traditionsreichen Kulturland Thüringen erfahren. Eine jahrhundertealte Kulturregion mit enormer Ausstrahlung in alle Welt, ein Zentrum der Theater- und Musikgeschichte wird durch die bekannt gewordenen Pläne zur Disposition gestellt.
Auch wir als Berliner Philharmoniker haben allen Grund dem Kulturland Thüringen dankbar zu sein, Kein Mensch vermag heute zu sagen, welchen Weg das gerade aus der gescheiterten „Bilseschen Kapelle" gebildete und ziemlich wacklige Philharmonische Orchester Berlin gegangen wäre, hätte es nicht im Januar 1882 ein eindrucksvolles Schlüsselerlebnis gegeben - die berühmte Meininger Hofkapelle, eines der besten Orchester seiner Zeit, gastierte unter ihrem genialen Dirigenten Hans von Bülow in Berlin. So mitreißend wie die Meininger wollten die Berliner Musiker auch einmal spielen. - Kurze Zeit später gelang es tatsächlich, den „Wunderdirigenten" Bülow für das Philharmonische Orchester Berlin zu verpflichten und damit den Grundstein für den heutigen Ruf der Berliner Philharmoniker zu legen.
Seit Urzeiten genießen Thüringer Städte wie eben Meiningen, Weimar, Gotha, Eisenach einen nahezu legendären Ruf. Mit „Thuringia cantat" spendete einst ein geflügeltes Wort den Menschen dieser so lebendigen kulturvollen Region hohes Lob.
Und nun? Sollen tatsächlich diese einzigartigen Traditionen, für die Thüringen von vielen Regionen der Welt hoch geachtet wird, in Frage gestellt, beschädigt oder gar liquidiert werden? Orchester, wie die bereits das vierte Jahrhundert ihrer Existenz erlebenden Thüringen Philharmonie und Thüringer Symphoniker in den einstigen Residenzstädten Gotha und Rudolstadt sind genauso mit dem Ende ihres Daseins bedroht wie das Musiktheater in der Bach-, Luther-, Wartburgstadt Eisenach.
Auch die unumstrittene Kulturhauptstadt Thüringens Weimar mit ihrem weltweit einzigartigen Ruf soll ihr Deutsches Nationaltheater mit der Staatskapelle, wo neben vielen anderen großen Persönlichkeiten auch Goethe als Theater- und Operndirektor wirkte, nach Willen und Vorstellung Ihres Kultusministers beschädigen, amputieren.
Begreifen die verantwortlichen Politiker welch irreparablen Schaden sie ihrem Land zufügen? Wissen sie, welche Bewunderung die deutsche, auch die thüringische, Klassik rund um die Welt genießt, welche Anziehungskraft sie auf viele Menschen weit über Thüringen hinaus ausübt?
Für Thüringen wie für ganz Deutschland hat unsere Kultur auch weit über sich selbst hinaus besonderes hohes Gewicht, das gerade in unserer Zeit kaum überschätzt werden kann. Bundeskanzler in Angela Merkel warnte deshalb auch:
„Wer den Bereich von Kunst und Kultur für ein besonders naheliegendes Feld der Haushaltskonsolidierung hält, berührt nicht nur das kulturelle, sondern auch das empfindliche soziale Gewebe einer Stadt."
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Ihre Thüringer Theater und Orchester haben seit der Vereinigung viele Veränderungen mitgestaltet, die nicht einfach zu bewältigen waren, die mit vielen künstlerischen und menschlichen Problemen, Schwierigkeiten, Verachten verbunden waren. Nur durch einen überlegten, kreativen, sensiblen und achtungsvollen Umgang miteinander konnten diese Veränderungen schließlich erfolgreich werden. Nichts davon ist in den jetzigen Vorhaben auch nur ansatzweise zu erkennen.
Wir bitten Sie eindringlich, haben Sie ein offenes Ohr für Ihre Thüringer Kultur. Sie verdient es und wird es Ihnen sicher zurück geben. Kehren Sie zurück zu einer Atmosphäre der gegenseitigen Akzeptanz, des gemeinsamen Nachdenkens, des sachlichen Gesprächs wie es ein solch sensibler Bereich wie die Kultur einer ganzen Region zweifelsohne verdient.
Wenn die Berliner Philharmoniker dazu etwas beitragen könnten, werden wir sicher alle unsere Möglichkeiten dafür prüfen.

Peter Riegelbauer
Orchestervorstand

Iris Gleicke
Mitglied des Deutschen Bundestages
Parlamentarische Geschäftsführerin der
SPD-Bundestagsfraktion
Sprecherin der Landesgruppe Ost 
[Brief im PDF-Format]

 

Streichung der Fördermittel des Landes
für die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Althaus,

mit Sorge verfolge ich nun schon seit mehreren Monaten den geplanten kulturellen Kahlschlag in Thüringen.

Besonders betroffen davon ist die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl. Ihr erklärtes Ziel ist es, für dieses Orchester ab 2009 die Landesförderung einzustellen. Sie nehmen damit in Kauf, dass dies das Aus für das Orchester bedeuten würde.

Eine Katastrophe für die Musiker und für die Thüringer Kulturlandschaft!
 
Das können Sie, als Thüringer Ministerpräsident,  nicht zulassen!

Wir brauchen solche fabelhaften Klangkörper wie die Thüringen Philharmonie vor Ort. Denn lokale Kultur nimmt ihren Bildungsauftrag ernst und ist fester Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens.

Wie ich aus vielen Ihrer Reden weiß, ist Ihnen bekannt, dass die Kultur in Thüringen ein echter Standortfaktor ist. Die Attraktivität des Wirtschafts- und  Wohnstandorts wird vor allem auch vom kulturellen Umfeld bestimmt. Die Kultur in Thüringen ist und bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität für alle Bürger.
Auch ist die Entwicklung der Kultur verpflichtende Aufgabe des Landes.

Deshalb fordere ich Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, auf, Ihre Entscheidung zu überdenken und mit den Musikern und Verantwortlichen aus Suhl und Gotha über ein Konzept nachzudenken, welches das Weiterbestehen der Thüringen Philharmonie sichert.

Mit freundlichen Grüßen

Gez.: Iris Gleicke

Wolfgang Puttrich       
Heiko Wasserthal
Vorstände der Raiffeisenbank Gotha eG
als Initiatoren

Postadresse:
Raiffeisenbank Gotha eG
Gartenstraße 19
99867 Gotha

[Brief im PDF-Format]
Gotha, am 23. Mai 2007

Initiative von Unternehmen im Landkreis Gotha
zum Erhalt des Orchesters Gotha-Suhl

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

seit Monaten verfolgen wir Unternehmer des Landkreises Gotha mit Sorge die Pläne Ihrer Landesregierung. Die Förderung für die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl ab 2009 einzustellen. führt aus unserer Sicht unweigerlich zum Verlust von Kultur und fast 70 Arbeitsplätzen.
Mit Blick auf den Stellenwert, den Kultur in wirtschaftlicher Hinsicht in Thüringen einnimmt, halten wir dies für verfehlt. Bitte überdenken Sie dieses Vorhaben noch einmal!
Dieses Orchester hat - wie kein anderes in Thüringen - seit 1991 durch zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland - unermüdlich für unser Land geworben. Es hat bewiesen, dass es sich lohnt, nach Thüringen zu kommen, sei es als Tourist oder als Investor.
Die Konzertreihen in Gotha und Suhl sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in diesen Städten. Dieses Orchester ist in gewissem Sinne der Stolz unserer Bürger, deren Haltung zu den Streichungsplänen sie eindrucksvoll durch fast 70.000 Unterschriften bekundet haben.
Verwundert mussten wir zudem erfahren, dass es in vielen Schulen keinen Musikunterricht mehr gibt. Das ist umso bedauerlicher, als dessen positiver Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes wissenschaftlich nachgewiesen ist. Die Musiker der Thüringen Philharmonie leisten hier einen unverzichtbaren Bildungsauftrag - das Wirken dieses Orchesters beschränkt sich also keineswegs auf klassische Konzerte. Die vielen Chöre, die sich mit ehrenamtlichen Elan für die Musik einsetzen und als kulturelle Multiplikatoren in die Gesellschaft wirken, sind ohne Orchester nicht überlebensfähig.
Uns verwundert, dass seitens der Landesregierung als Grund für die Streichung des Zuschusses von einem „Überangebot an kulturellen Veranstaltungen“ gesprochen wird. Die Qualität unseres Orchesters ist hinlänglich bewiesen; es ist jahrelang im Voraus nachgefragt und bis Ende 2008 ausgebucht! Dazu verweisen wir auf den beigefügten Artikel.
Sicher hat Thüringen viele Theater und Orchester. Dasselbe gilt aber auch für Schlösser und Kirchen.
Das sind aber auch gute Gründe für Investoren und deren Familien, sich hier anzusiedeln und nicht woanders.
Falls tatsächlich 1,8 Mio Euro im Falle Gothas eingespart werden sollten, müsste man nicht im Gegenzug eine Rechnung aufmachen über die anfallenden Sozialkosten, wenn die Musiker arbeitslos werden. Da die große Mehrzahl älter ist, wird dem so sein.
Welche Lücken entstehen in den Schulen, Musikschulen und anderen Einrichtungen? Wer wird sie füllen? Es werden ohne Not Angebote der Jugendsozialarbeit geopfert.
Das ursprünglich von Ihnen anvisierte Ziel - 10 Mio Euro einzusparen - ist nach aktuellem Stand längst aufgegeben. Ob der verbleibende Spareffekt die große thüringenweite Unruhe rechtfertigt, bleibt Ihrer Beurteilung überlassen.
Bei einem ersten Treffen von uns Unternehmern, dem Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch und dem Landrat, Konrad Gießmann, haben wir die Sparpotentiale des Orchesters selbst angesprochen. Wir sind sicher, dass weitere personelle Einsparungen nicht zu umgehen sind. Welche Struktur das Orchester benötigt, können wir als Wirtschaftsvertreter nur bedingt beurteilen.
Fest steht aber, dass die finanzielle Beteiligung aus Suhl nur dann erfolgt, wenn das Orchester komplett bleibt. Hier ergäbe sich also eine weitere Lücke.
Im Rahmen dieser Unternehmerzusammenkunft wurde auch das Thema Marketing angesprochen. Wir sind sicher, dass trotz der guten Einspielergebnisse etliches zu verbessern ist. Die Alleinstellungsmerkmale der Thüringen Philharmonie sind noch deutlicher herauszuarbeiten.
Thüringen kann mit Kultur nur gewinnen. Ein weiterer Abbau birgt Gefahren. Der Freistaat ist dann besonders hoch angesehen, wenn es um seine kulturellen Reichtümer geht. Das kann man an den Reaktionen, die der überregionalen Presse der letzten Monate zu entnehmen waren, sehen. Und das ist auch der Kern aller Image- und Marketingkampagnen des Freistaates - sowohl beim Umwerben von Touristen als auch von Investoren.
Deshalb wünschen wir uns von Ihnen, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, dass Sie Ihre Pläne überdenken und statt zu streichen sich selbstbewusst für den Erhalt der Thüringer Theater und Orchester einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Puttrich        Heiko Wasserthal
Vorstände der Raiffeisenbank Gotha eG als Initiatoren

Postadresse:
Raiffeisenbank Gotha eG
Gartenstraße 19
99867 Gotha

Anlage

Die Positionen dieses Briefes unterstützen folgende Firmen:

RA Thomas Dahmen, Gotha
Norbert Kaschek, Stadtwerke Gotha GmbH
Christine Riede, Baugesellschaft Gotha mbH
Udo Fischer, Spanplattenwerk Gotha GmbH
Tobias Kallinich, Wirtschaftsjunioren Gotha
Volker Gießmann, Förderverein Gewerbetreibende VON GOTHA FÜR GOTHA e.V.
Manfred Vitt, Vorstand Kreissparkasse Gotha
Herr Reinig und Herr Diwo, Vorstände VR Bank Westthüringen eG
Bernhard Ohnesorge, MOTEX Hörselgau
Günter Schwabe, Gothaer Fahrzeugtechnik GmbH
Ernst Bartsch, ZF Gotha GmbH
Gesch.-führung der Avery Dennison Materials G.m.b.H.
Dirk Kolmar, Oettinger Brauerer GmbH Gotha
Reimund Lehmann, Gothaer Meliorations- und Tiefbau GmbH
Roswitha Hebestreit, Gothaer Haustechnik Handel GmbH
Walter Heyn, Blumen Heyn Gotha
Volker Lins, Selbstklebeprodukte GmbH Gotha
Jutta Wohlleben, Kunstverlag Horn Gotha
Georg Döbbeler, Schlosspark Hotel-Verwaltungs GmbH Gotha
Familie Munkelt, Reinhard Munkelt GmbH Gotha
Jörg Rudolph, Waldhotel Berghof Luisenthal
Hannelore Neher, Quality-Hotel am Tierpark, Gotha
Stephan Swatek, Obst- und Gemüsemarkt Thüringen GmbH, Gierstädt
Mathias Eschbach, Moderne Kunststofftechnik Gebrüder Eschbach GmbH
Diethold Just, Schuster Kunststofftechnik GmbH, Waltershausen
Gerlinde Treyße, Agrargenossenschaft Remstädt eG
St.-berater Wolfgang Schäfer, Erfurt
St.-berater Dittmar Albrecht, Gotha
St.-berater Bernd Kocher, Gotha
St.-berater Hans-Dieter Fröhlich, Gotha
St.-berater Marco Reimer, Gotha
St.-berater Norbert Körber, Gotha
St.-berater Volker Niemeyer, Gotha
St.-berater Andreas Hain, Gotha
St.-beraterin Ursula Rödl, Gotha
RA Dennis Rödl, Gotha
St.-beraterin Elke Schreiber, Schwabhausen
St.-berater Günter Kalms und Dirk Hofmann, Schwabhausen
St.-berater Hans-Joachim Kirsch, Gotha
St.-bevollmächtigte Elisabeth Auer, Schnepfenthal
St.-berater Dr. Herbert Becherer, Gotha
Bernhard Göring, Agrar GmbH Gamstädt
Burkhardt Schlott, Agrarprodukte Schwabhausen GmbH
Volkmar Wiertelarz, Amber Hohenkirchen
Toralf Hildebrandt und Erwin Rommert, Son Agro GmbH Sonneborn
Gisela Eckardt, Landw. Erzeugergemeinschaft „Ohratal“ Hohenkirchen
Beate Willmes und Reiner Schaarf, Agrar eG Waltershausen
Gerhard Maronde, Marondes Gartenwelt GmbH Gotha
Gunter Hoyer, HAB Molschleben GmbH
Rainer Schade und Umberto Seyfahrt, Landw. Zentrum Mechterstädt
Rosmarie Walter und Olaf Broneske, Agrargen. „Drei Gleichen“ Mühlberg
Jens-Uwe Beyer, Landschlachthof Mühlberg GmbH & Co. KG
Dr. Eberhard Dierchen, Thür. Zuchtgenossenschaft „Rind“ Ernstroda eG
Reimund Kronfeld, Tiefbau Gotha GmbH
Annabel Planer, JAAP Tiefbau Gotha

Siegfried Schneider
Kantstr. 8
99867 Gotha

[Brief im PDF-Format]
Gotha, am 15. Mai 2007

Thüringer Landesregierung, Staatskanzlei
Herrn Ministerpräsidenten
Dieter Althaus
Regierungsstr. 73
99084 Erfurt
                                                                                                                      Gotha, 16. 05. 2007

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Sie beabsichtigen, im Zuge von „Einsparungsmaßnahmen“ dem Orchester der Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl den bisher gewährten Landeszuschuss in Höhe von 1,8 Mill. Euro/Jahr ab 01.01.2009 zu entziehen.
Dieses Orchester ist heute ein national und international anerkannter Klangkörper, der im Zeitraum von über 300 Jahren zu einer für Thüringen unverzichtbaren kulturellen Institution gewachsen ist.
Ich unterstelle, dass auch Ihnen klar ist, dass nach einer erfolgten Zerschlagung dieses Orchester „aus Geldmangel“ ein Wiederaufbau illusorisch wird.
Kulturelle Einrichtungen und ihr Wirken waren, wenn sie gesellschaftliche Bedeutung haben sollten, zu jeder Zeit von der Stützung durch den jeweiligen Staat abhängig. So hat sich de „armselige, besch.... DDR“, an der gerade Mitglieder Ihrer Partei absolut nichts Positives finden können, in einer großen Zahl Drei-Sparten-Theater und zugehörige Orchester geleistet. Ihre Regierung hat bisher erfolgreich für die Reduzierung bzw. Auflösung dieser Theater und Orchester gesorgt, siehe Landestheater Eisenach, das in den vergangenen Jahren auch zum kulturellen Zentrum für viele Besucher aus Hessen geworden ist.
Martin Luther hat im Zusammenhang mit seiner Bibelübersetzung gesagt: „ Ich habe den Leuten aufs Maul geschaut!“

Herr Ministerpräsident, Sie sollten das auch tun!

- „Wortbruch ist, was man ihm bescheinigen kann!“ (vgl. Sie Ihre Wahlkampf-Sprüche vom 29.05. und 08.06.2004 in Suhl und Gotha: „Ich werde mich für die Thüringen-Philharmonie Einsetzen!“)

- „Es reicht wohl für die nächste Diätenerhöhung nicht, dafür muss die Kultur sterben!“

und anderes für Sie nicht sehr erfreuliches werden Sie dann hören.
Es ist allgemein bekannt, dass Ihr Kultusminister Dr. Jens Goebel nur Ihre Anweisungen ausführt. Eines Tages, wenn die Leistungen dieser Landesregierung zur Bewertung stehen, werden Sie sich nicht hinter Ihrem Minister verstecken können!

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Angesichts des in diesem und den folgenden Jahren zu erwartenden Wirtschaftsaufschwungs und des erhöhten Steueraufkommens, an dem auch Thüringen partizipiert, stände es Ihnen gut an, einfach zu sagen:

„Wir haben eine Möglichkeit gefunden, die Thüringen-Philharmonie Gotha Suhl wie bisher finanziell zu unterstützen!“

Seien Sie versichert, eine große Anzahl von Bürgern wird es Ihnen danken!

Wenn Sie aber der Meinung sind, an Ihrem bisherigen Vorhaben der Zerstörung dieses Klangkörpers festhalten zu müssen, kann ich Ihnen nur viel Glück zur nächsten Landtagswahl wünschen.
Seien Sie ebenfalls versichert, dass die Bürger nicht so schnell vergessen, wie es manche Politiker glauben!

In der Hoffnung, mit diesem Schreiben einen Anstoß zum Umdenken gegeben zu haben

Hochachtungsvoll
Siegfried Schneider

Liselotte Kuhn
Schöne Allee 13
99867 Gotha
Tel. 03621-892683

[Brief im PDF-Format]
Gotha, am 3. Mai 2007



Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Althaus!

Sie sind angetreten - Sie sind sogar von einer Mehrzahl der Bevölkerung gewählt worden - und haben unter Eid versprochen stets zum Wohle der hier wohnenden Menschen Ihre Ihnen übertragende Macht verantwortungsvoll einzusetzen.
„Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert!“
Richard v. Weizsäcker
Diese zitierten erkenntnisreichen Worte müßten Ihnen klar machen, dass Ihre Entscheidung die Philharmonie Gotha-Suhl nicht mehr zu finanzieren - Sie haben Herrn Minister Goebel ermächtigt dies zu tun - keinesfalls dem Wohl der hier lebenden Menschen dient.
Zum einen werden mit dieser Entscheidung 72 hochqualifizierte Musiker/innen ohne Not - der finanzielle Gewinn für die Landeskasse steht in gar keinem Verhältnis zu dem ungeheuren Schaden, der entsteht - in die Arbeitslosigkeit geschickt. Sie werden nicht mehr zu arbeitenden, steuerzahlenden Bürgern Ihrer Städte gehören, sondern in absehbarer Zeit Hartz IV beziehen werden.
Zum anderen: Träte diese verhängnisvolle Entscheidung wirklich in Kraft, hätte dies die nicht wieder gut zu machende Amputation einer über 350 jährigen der Stadt wohltuenden Musik- sprich - Orchestertradition zur Folge. Die Philharmonie Gotha-Suhl ist ein kultureller Lebensnerv in der Region Gotha-Suhl. Ihre fehlende Präsenz käme einer geistig kulturellen Verarmung der Region gleich, die niemals durch gelegentliche Konzerte durchreisender Orchester ersetzt werden könnte.
Dies in aller Ausführlichkeit hier zu begründen möchte ich hier nicht tun, es ist häufig genug Ihnen vorgetragen worden; aber leider bisher auf taube Ohren gestoßen.
Mit einem Argument aber hoffe ich Sie doch noch erreichen zu können, Sie zum Nachdenken zu bewegen: Nicht hoch genug eingeschätzt werden kann die pädagogische Tätigkeit der Philharmonie. Das sind zum einen die regelmäßigen Kinder - und Jugendkonzerte - auf den Inhalt der Lehrpläne abgestimmt. Sie machen den Unterricht, die „Theorie“ lebendig und damit verständlich und erlebbar.
Noch nachhaltiger gestalten dies kleine Instrumentalgruppen des Orchesters, die regelmäßig in die Klassen gehen und mit der Vielfalt ihrer Instrumente und der mit ihnen gespielten Musik es den Kindern erlebnisreich ermöglichen Musik zu verstehen, zu erkennen und zu begreifen, welch starke Bedeutung sie in ihrem Leben haben kann (s. Zitat R. v. Weizsäcker!).
Erwiesen ist außerdem: Der Umgang mit Musik - ganz gleich ob direkt ausübend oder ihr zuhörend - ist intelligenzfördernd. Diese Möglichkeiten für unsere Kinder und Jugendlichen durch unsere Philharmonie zu erhalten, halte ich daher für unverzichtbar - die Schulen übrigens auch!
Prof. Peter Wapnewski, einer der bedeutendsten Wissenschaftler mittelalterlicher Literatur - ein Mann des Wortes also - hat kürzlich geäußert „Wenn Musik erklingt, verdorrt jedes Wort, wie Pilze, wenn sie getrocknet werden.“
Dies mag Ihnen noch einmal verdeutlichen wie wesentlich die weitere Anwesenheit der Philharmonie Gotha-Suhl ist, und wie groß der Schaden wäre würden Sie den Teil der Finanzierung des Landes streichen.


Hochachtungsvoll


Liselotte Kuhn

Anhang:
„Der Mann, der keine Musik in sich hat, der nicht von der Eintracht lieblicher Töne gerührt wird, ist zu Verräterei, Tücken und Räubereien aufgelegt; die Bewegungen seines Gemüts sind träge wie die Nacht, und seine Triebe schwarz wie der Erebus. Man traue keinem solchen Mann!“
William Shakespeare

Linie
Lions
[Brief im PDF-Format]
Lions Club Gotha

Bürgeraue 12, 99867 Gotha

Gotha, den 13. März 2007

 

Herrn
Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen
Dieter Althaus

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

der Lions-Club Gotha möchte mit diesem Offenen Brief Ihre Aufmerksamkeit auf die Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl lenken, deren Erhaltung Sie mehrfach zugesagt hatten, die aber in ihrer Existenz bedroht ist wie noch nie zuvor. Um nur einige Aspekte näher zu betrachten:

Gotha hat es schwer, sich zwischen der Landeshauptstadt Erfurt und der Wartburgstadt Eisenach – von dem unantastbaren Weimar schon ganz abgesehen – mit einem eigenständigen Kulturbeitrag zu behaupten.

Es ist in der Vergangenheit, besonders zwischen 1945 und 1989, schwer geschädigt worden: durch die mutwillige Zerstörung des größten Teils der Altstadt, die Abwanderung weltweit bekannter Verlage und Unternehmen - aber auch nach der Wende durch Stilllegung von Firmen, Abzug von Bildungseinrichtungen. Gotha besaß bis 1945 ein schönes Hof-, später Landestheater – das Haus ist durch Kriegseinwirkungen, die Ruine durch die SED-Machthaber zerstört worden, geblieben ist einzig das Orchester.

Nach der Verwüstung durch den 30jährigen Krieg hatte der sonst so sparsame Herzog Ernst der Fromme eine Hofkapelle gegründet, die 1651 das erste Mal in den Rechnungen aufscheint. Er wusste: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, und seine Nachfolger haben die Kapelle nie angetastet, vielmehr ihren Stolz darin gesetzt, bedeutende Komponisten und Musiker nach Gotha zu berufen. Werke solcher Komponisten hat die CD-Reihe des Orchesters „Musik am Gothaer Hof“ der Musikwelt zurück gewonnen und hat auf diese Weise unbekannte Schätze Thüringer Kultur gehoben.

So hat das Orchester über 350 Jahre überstanden, die Monarchie, die Republik, die Nazidiktatur, das SED-Regime, Kriege und Inflationen, Hungersnöte und Wirtschaftskrisen, immer war es ein wesentlicher, unersetzbarer Teil der städtischen Kultur.

Es ist klar: Ein ortsansässiges, professionelles Orchester mit regelmäßig stattfindenden Konzerten und einem wohlausgewogenen Programm, das auch Unbekanntes, Neues, nicht bloß das Gängige bringt, ist durch zufällig eingekaufte Wanderkapellen niemals zu ersetzen.

Kirchenkonzerte, Chorkonzerte, Kinder- und Jugendkonzerte, Freilichtkonzerte, das Pfingstfestival, Nachmittage mit Kaffee und Musik - alle solche Veranstaltungen sind auf ein ortsansässiges Orchester angewiesen. Dabei profitiert auch der Tourismus vom Angebot des Orchesters.

Die musikalische Früherziehung der Kinder, die sobald wie möglich Interesse und Lust an klassischer Musik zu wecken sucht, ist nur durch ein ortsansässiges Orchester zu leisten – hier hat die Thüringen Philharmonie erfolgreich neue Wege beschritten. Wenn diese Bemühungen wegfallen, ist die Gefahr groß, dass die Kinder in ihrer Freizeit bloß noch Fernsehen, Videospiele, Popmusik konsumieren, anstatt selbst aktiv zu sein.

Bei der Entscheidung von Unternehmen über eine etwaige Ansiedlung von Fabriken spielen bekanntlich auch sog. weiche Standortfaktoren, sprich das kulturelle Angebot, eine Rolle.

Die Thüringen Philharmonie versorgt nicht nur die beiden Städte Gotha und Suhl, sondern auch deren jeweiliges Umland.
Die Thüringen Philharmonie Gotha/Suhl war in all den Jahren eine Botschafterin Thüringens in kleinen und großen Städten des In- und Auslands und vermittelte einen Begriff von der kulturellen Vielfalt des Landes, die sich eben nicht an einem einzigen Ort oder allenfalls deren zwei konzentriert.

Verödung der Kultur führt zur Verblödung (vgl. TLZ vom 9. Januar 2007). Veranstalter von seichter kommerzieller Unterhaltung warten nur darauf, das Vakuum zu füllen, braune Jugendverderber trachten Kinder und Jugendliche mit fetziger Musik und üblen Inhalten auf ihre Seite zu ziehen.

Ein Orchester wie das unsere kann nie kostendeckend sein, denn es sollen die Eintrittspreise ja für normale Bürger, aber auch Rentner, Jugendliche, Arbeitslose erschwinglich sein. Auf der anderen Seite hat das Orchester dennoch Einspielergebnisse über dem Landesdurchschnitt erzielt.

Schließlich, und nicht zuletzt, stehen die Arbeitsplätze der Musiker – die nun schon seit Jahren auf Verbesserungen verzichten, zum Teil zusätzliche Einbußen hingenommen haben – und die Schicksale ganzer Familien auf dem Spiel. Den meisten Orchestermitgliedern droht Arbeitslosigkeit, da auf dem Arbeitsmarkt für Musiker nur noch die Jungen eine Chance haben.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, der Lions-Club Gotha hat bis jetzt keinen nachvollziehbaren Grund für die Liquidierung des Orchesters gehört – oder können Sie uns einen nennen? - und verfolgt die Entwicklung der letzten Monate mit größter Sorge; er kann sich nicht vorstellen, dass solch kultureller Kahlschlag in Gotha mit all den geschilderten Konsequenzen wirklich gewollt sein soll, und bittet Sie dringend umzudenken, solange es noch nicht zu spät ist. Denn ist das Orchester erst einmal aufgelöst, dann für unabsehbare Zeiten, es kann nicht so mal eben wieder aufgestellt werden, nicht einmal bei einer Fußballmannschaft ist dies möglich. Sollen denn die Musiker für ihre Bescheidenheit auch noch bestraft, trotz ihrer Leistungen auf die Straße gesetzt werden?

Der materielle Schaden, der entstünde, wäre viel größer, als die geringfügige Einsparung beim Landeshaushalt, und der geistig-seelische Schaden wäre unermesslich. 
 
gez. Jürgen Winter,
Präsident des Lions-Club Gotha

Schülerinnen und Schüler des
Gustav-Freytag-Gymnasiums, Gotha
vertreten durch die Schülersprecher
Markus Rink und Carolin Deckwart

      
[Brief im PDF-Format]
Gotha, den 26.02.2007

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!                                                         

Wir, die Schülerinnen und Schüler des Gustav-Freytag-Gymnasiums Gotha schreiben Ihnen diesen offenen Brief, weil wir hoffen, dass ein Umdenken in der Sache des kulturellen Abbaus in Thüringen noch möglich ist. Wir sind sehr von diesem Abbau betroffen und wissen aber auch, dass die Ersparnis sehr gering ist. Wir können uns nur schwer vorstellen, dass es in Zukunft die ThüringenPhilharmonie Gotha-Suhl nicht mehr geben soll.
Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Schüler unseres Gymnasiums ein Mal im Jahr in das für seine Altersstufe vorgesehene Schülerkonzert gehen kann. Dort erleben wir eine spannende Stunde Musik, zum besseren Verständnis durch die Moderation der Herren Ludwig, Breuer oder Francis interessant aufbereitet. Auf dem Spielplan des Orchesters stehen dabei Werke der musikalischen Weltliteratur wie die „Moldau“, Beethovens 5. und der „Karneval der Tiere“. Aber auch die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts, die Geschichte des Tangos oder Filmmusik sind Gegenstand dieser Konzerte. Dabei hören wir meist die große Besetzung des Orchesters.
Diese Welt der Musik wird so auf andere Art lebendig als beim Hören von CDs. Der Unterricht im Musikraum der Schule kann uns niemals dieses hautnahe Erlebnis bieten.
Aber die Angebote des Orchesters zur Bereicherung unseres Musikunterrichts gehen weit darüber hinaus: Auf unsere Bitte hin kommen auch kleinere Ensembles (z.B. ein Bläserquintett oder Streichquartett) direkt in den Musikunterricht. Das ist Instrumenten- und Werkkunde zum Anfassen. Wenn es die Zeit erlaubt, können Schüler an den Proben des Orchesters teilnehmen und auf diese Weise die anspruchsvolle Arbeit der Musiker kennenlernen. Und ein besonderes Erlebnis ist für die Schüler der 11. Und 12. Klassen der Besuch eines abendlichen Sinfoniekonzertes.
Wir möchten auf diese musikalischen Erlebnisse nicht verzichten. Sie gehören für uns (wie für die Schülerinnen und Schüler anderer Schulen) zum Schulalltag dazu. Unsere Lehrer sind sehr bestrebt, uns auch zu kulturell anspruchsvollen Persönlichkeiten zu erziehen, zu deren Leben auch Theater, Konzert, Museum und Bibliothek gehören.
Wir fragen uns besorgt, wer denn für den Bereich Musik diese Aufgaben erfüllen kann, wenn es die ThüringenPhilharmonie nicht mehr gibt. Von den Musikerinnen und Musikern wissen wir, dass sie sehr viele Konzerte spielen, die gut von ihrem Publikum angenommen werden. Es ist nicht vorstellbar, dass ein anderes Orchester diese Arbeit mitmachen kann. Wir fürchten, dass einiges auf der Strecke bleiben wird, darunter sicher auch die Arbeit für die Jugend.
Wir fordern Sie auf, Ihr Wahlversprechen von 2004 wahrzumachen und die ThüringenPhilharmonie Gotha-Suhl auch weiter zu unterstützen. Wir sehen es als große Ungerechtigkeit, dass unser Orchester als einziges in Thüringen gar keine Gelder mehr bekommen soll. Den kompletten Wegfall der Mittel des Landes können die anderen Geldgeber nicht ausgleichen, so sehr sie sich auch bemühen.
Wir brauchen unser Orchester!

Die Schülerinnen und Schüler des Gustav-Freytag-Gymnasiums
(unterzeichnet durch die Schülersprecher Markus Rink und Carolin Deckwart)

[Brief im PDF-Format]
Barenboim
Linie

Prof. Dr. Ulrich Wieczorek
Kolpingstr. 13
85276 Pfaffenhofen/Ilm
Telefon 08441/84360

[Brief im PDF-Format]
Pfaffenhofen, am 18. Dez. 2006

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

unser Institut ist mit Thüringen über einen unserer Honorarprofessoren verbunden, der die Raumplanung vertritt und bereits mehrere Doktoranden der Bauhaus-Universität Weimar betreut hat, wobei ich selbst an der Promotionsprüfung mitgewirkt habe. Nun erfahre ich mit großem Befremden aus der Presse, dass das Land Thüringen die Zuschüsse für Theater und Orchester im Freistaat drastisch kürzen will, was rigorosen Spartenabbau in einigen Theatern und die Abwicklung eines der traditionsreichsten Orchester Deutschlands nach sich ziehen wird.
Auf der anderen Seite höre ich, dass von Seiten des Landes geplant ist, eine Offensive zu starten, um hoch qualifizierte Arbeitskräfte im Land zu halten. Der Landesregierung sollte klar sein, dass sich Kürzungen im Kulturbereich und der Versuch, hoch qualifizierte Arbeitskräfte zu halten, widersprechen. Hochqualifizierte Arbeitskräfte werden sich dort Stellen suchen, wo die Möglichkeit besteht, in der Freizeit ein anspruchsvolles Angebot wahrzunehmen. Genau diese Möglichkeit ist ab 2009 durch die Einschnitte im Kulturbereich in Teilen des Landes Thüringen reduziert. Sie sollten wissen, dass es neben den kostenrelevanten Standortfaktoren auch „weiche“ Industriestandortfaktoren gibt, zu denen das kulturelle Umfeld gehört. Es zeigt sich immer wieder, dass Einsparungen im kulturellen Bereich und die damit sinkende Attraktivität eines Arbeitsplatz- aber auch Wohnstandorts zur Abwanderung von Menschen führen.
Insbesondere in der jetzigen Zeit des immer dramatischer werdenden Mangels an Ingenieuren, Mathematikern und Physikern geht Thüringen den Weg, in großen Teilen des Landes den Trend zum Passivraum zu verstärken. Die Chancen werden damit immer geringer, dass Arbeitsplätze für Hochqualifizierte geschaffen werden. Diese Arbeitsplätze werden vermehrt in den bereits bestehenden Aktivräumen um Hamburg, Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart und München entstehen. Gerade im Westen Thüringens wäre es notwendig, alles zu tun, um die Fernwirkung des Aktivraums Frankfurt zu verstärken. Dem Freistaat Thüringen kann nicht daran gelegen sein, nur Betriebe anzusiedeln, die lediglich eine verlängerte Werkbank von im Westen ansässigen Firmen darstellen. Darüber hinaus ist die Reduzierung des kulturellen Angebots ein verheerendes Signal für die Förderung des Tourismus im Lande. Um den daraus folgenden negativen Entwicklungen entgegen zu wirken, muss in der Regel ein Mehrfaches der durch die Reduzierung im Kulturbereich gewonnenen Einsparungen im Bereich der Wirtschaftsförderung ausgegeben werden. Ein Land wie Thüringen, dem bis 2020 in weiten Teilen des Landes, auch in dem zu den großen Wirtschaftszentren der Bundesrepublik nahe gelegenen Westen des Landes Abwanderungsraten prognostiziert werden (vgl. Berlin Institut (Hrsg.): Die Demographische Lage der Nation. Februar, 2006), kann sich aus meiner Sicht nicht leisten, die Abwanderungsproblematik durch kulturellen Kahlschlag zu verschärfen. Es muss im Gegenteil alles getan werden, um dieser Entwicklung zu begegnen.
Daher sollte die Landesregierung ihre Entscheidung noch einmal überdenken. Dringend nötig wäre eine präzise Stärken-Schwächen-Analyse der Teilräume Thüringens. Jeder auch noch so kleine Baustein, der zur Stärke beiträgt, ist dabei wichtig. Der kulturelle Faktor ist eine bedeutende Stärke des Landes. Hier ist nicht regional unausgewogener Kahlschlag sinnvoll, sondern Bündelung der Kräfte.

Mit freundlichen Grüßen


Prof. Dr. Ulrich Wieczorek

Dr. med Eberhard Greiner
Galbergweg 22
99867 Gotha

[Brief im PDF-Format]
Gotha, den 15.12.2006
 

Sehr geehrter Ministerpräsident,

wer die Kultur seiner Väter missachtet, verleugnet sich selbst.
Sie schicken Herrn Minister Dr. Goebel mit klaren Vorgaben ins Gefecht, der als Laiendarsteller Texte gelernt hat, an die er sich hält, fernab jeglicher Gefühle und Möglichkeiten von Improvisation – die die Kunst macht.
Klartext: Mit der Abwicklung der Thüringen – Philharmonie Gotha - Suhl wollen Sie in dem Landeshaushalt 1,83 Mio € einsparen, das sind 0,0196 % des Landeshaushaltes. Seit 1991 wurde durch die Fusion der Orchester Gotha und Suhl bereits 77 Musikerplanstellen gestrichen.
Das Verwerfliche ist:
Ihre Ignoranz Ihres Wahlversprechens auf dem Gothaer Neumarkt im Juni 2004 – die Thüringen – Philharmonie werden wir erhalten;
Ihre Ignoranz gegenüber einer über 350-jährigen Musikgeschichte Gotha;
Ihre Ignoranz gegenüber Spohr, Benda, Böhner, Ekhof, …
Ihre Ignoranz gegenüber den Menschen einer ganzen Region, denen man schon – ausgelöst durch Kriegsereignisse, aber letztendlich durch einen politischen Handstreich unter Herrn Ulbricht die ganze Theatertradition ausgelöscht hat;
Ihre Ignoranz gegenüber dem Mittelstand und potentiellen Investoren in einer alten gewachsenen Wirtschaftsregion – niemand wird investieren und Arbeitsplätze schaffen, wenn Sie die Kultur platt machen und die Lebensqualität schmälern;
Ihre Ignoranz gegenüber den Wahlbürgern einer ganzen Region, denen Sie regelmäßigen Kulturgenuss in Konzerten streichen wollen;
Ihre Ignoranz gegenüber Schülern und Jugendlichen, die durch das Orchester an klassische Musik und Musiktradition herangeführt werden,
Ihre Ignoranz gegenüber 70 Musikern und deren Familien, denen Sie ihre berufliche Betätigung und Existenzgrundlage nehmen.
Kultur war schon immer von staatlicher Förderung abhängig. Privates und industrielles Mäzenatentum kann staatliche Kulturförderung nur ergänzen, nicht ersetzen.
Der Kulturhaushalt (2005) im Land Thüringen hatte einen Umfang von 125 Mio €, das sind 1,3% des gesamten Landeshaushaltes.
Die Kürzungen der Kulturausgaben um 10 Mio € entsprechen 0,13% des gesamten Landeshaushaltes oder 0,5% der Personalkosten des Thüringer Behördenapparates (2,387 € MDR 2006).
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sie haben den Thüringer Verwaltungsapparat von Ihrem Vorgänger, Herrn Dr. Vogel übernommen, nicht reformiert und pflegen ihn in alter Tradition. Wenn Herr von Witzleben in der Kulturdiskussion Fehlentscheidungen anspricht, wird er in der Presse als arrogant, überheblich und als „Westimport“ verunglimpft.
Dabei hat Herr von Witzleben noch nicht einmal erwähnt, wie viele Beamte aus den alten Bundesländern nach Thüringen geholt worden sind und über den Thüringer Landeshaushalt durch Ihre Regierung weiterhin gut versorgt werden,
Die Kosten des Thüringer Verwaltungsapparates liegen 30% über dem Westniveau, diese 30% entsprechen 716 Mio €.
Nach meinen Überlegungen und meiner Ansicht ausreichender Spielraum für 1,83 Mio € für unsere Thüringen Philharmonie!
Die Gesamteinsparung von 10 Mio € für die Kultur ließen sich ebenfalls locker bewältigen.
Nach meiner Information wurde das Schicksal der Thüringen Philharmonie Gotha – Suhl durch Kabinettsbeschluss am Dienstag, dem 12. Dezember 2006, während der Kulturmarathon in Suhl in vollem Gange war, bereits besiegelt – wohlgemerkt an Landtag und Wählerwillen vorbei!
Wenn es ein Leben nach dem Tode gibt, müssen Sie Herr Ministerpräsident Ihre Entscheidung gegen die Kultur in Thüringen einmal vor den Herren Goethe, Schiller, Hegel, Fichte, Wieland, Herder, Bach, Liszt, Spohr, Benda, Böhner, Ekhof u.a. vertreten.
Dazu herzlichen Glückwunsch!

Dr. med. Eberhard Greiner

[Brief im PDF-Format]
Rotary Club Gotha
Gotha, im November 2007

Thüringer Staatskanzlei
Ministerpräsident Dieter Althaus
Regierungsstraße 73
99084 Erfurt

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber rotarischer Freund,

mit Bestürzung hat der Rotary-Club Gotha zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Thüringer Landesregierung beabsichtigt, die Förderung für die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl ab 2009 einzustellen und somit dem Orchester die Existenzgrundlage zu entziehen.
Unser Club ist Mitglied des Fördervereins der Thüringen Philharmonie und unterstützt nach Kräften das kulturelle Engagement dieses weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannte und beliebte Orchester.
Als Organisation, die dem Gemeinwohl verpflichtet ist, wissen Rotarier das musikalische und pädagogische Wirken der Musiker ganz besonders zu schätzen. Nicht nur die regelmäßig stattfindenden Sinfonie-, Chor- und Unerthaltungskonzerte dieses Orchesters, die zu einem unverzichtbaren Pfeiler des kulturellen Lebens in Gotha und Suhl geworden sind, sondern auch das erzieherische Engagement bei Kinder- und Jugendkonzerten, die Konzertreisen in der ganzen Bundesrepublik, die touristischen Highlights, dies alles kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Wir möchten Sie bitten, Ihre Absicht noch einmal zu überdenken und mit den Verantwortlichen in Gotha uns Suhl gemeinsam über eine Lösung nachzudenken, die die Existenz dieses traditionsreichen Orchesters weiterhin gewährleistet.

Dietmar Schröter  

                                                   
Präsident des Rotary-Clubs Gotha